Backstage


Dieses Foto habe ich im Café de l'Europe Ende Mai 2020, kurz nach dem ersten Lockdown, gemacht. Und diese Postkarte fand ich zufällig in einem Buch, das ich mir schon vor Jahren gekauft und an jenem Tag dort zu lesen begonnen habe. Sie drückte perfekt meine damalige Stimmung aus.
Dieses Foto habe ich im Café de l'Europe Ende Mai 2020, kurz nach dem ersten Lockdown, gemacht. Und diese Postkarte fand ich zufällig in einem Buch, das ich mir schon vor Jahren gekauft und an jenem Tag dort zu lesen begonnen habe. Sie drückte perfekt meine damalige Stimmung aus.

Das Leben schreibt die besten Geschichten, und aus diesen Geschichten mache ich dann Romane. Denn nichts ist inspirierender als diese alltäglichen Kleinigkeiten, die mir widerfahren, oder auch die etwas größeren, die ich auf meinen Reisen erlebe. Und noch inspirierender sind die Menschen, denen ich nicht nur auf diesen Reisen, sondern auf meinem gesamten Lebensweg begegnet bin. Ich habe nicht nur viel mit ihnen erlebt und von ihnen gelernt, der Mensch an und für sich, als Individuum und auch als Teil der Gesellschaft, ist für mich eines der interessantesten "Studienobjekte" von allen. Aktion, Interaktion, Reaktion, menschliche Schwächen und Heroismen. Angepasste und Außenseiter, Heilige und Sünder, Biedermänner und Brandstifter, Opferlämmer und böse Wölfe, sie alle faszinieren mich, denn sie haben alle eines gemeinsam: Sie sind Menschen, die ambivalentesten aller Wesen, die jederzeit jede einzelne dieser Rollen einnehmen können. Jedes Lamm kann zu einem bösen Wolf werden und jeder Außenseiter zu einem Helden, es ist stets nur eine Frage der äußeren Umstände. Zu keiner Zeit während meines ganzen Lebens war mir das auch so klar wie heute, am Ende des Jahres 2021, an dem nun ganz besondere politische und gesellschaftliche Zustände nicht nur hier in dieser Stadt herrschen. Und ich habe aus den aktuellen Ereignissen auch gelernt, wie ich selber mich in bestimmten extremen Ausnahmesituationen verhalte. Und dabei habe ich mich selber stets richtig eingeschätzt. Aber Selbstreflexion ist für einen Autor ja generell immer der wichtigste Teil der Arbeit. 

Erst vor wenigen Tagen ist mir klar geworden, wie wichtig gerade die letzten vier Jahre für mein Leben und mein gesamtes literarisches Schaffen waren. Alles, was in diesen vier Jahren passiert ist, hat zu einer deutlichen persönlichen Weiterentwicklung geführt. Diese vier Jahre waren wie die vier Jahreszeiten, vom Frühling (2018 )bis Winter (2021). Und nun - am Anfang des Jahres 2022 - steht ein neuer Frühling bevor, einer, den ich bereits spüren kann.

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